Verdienstmedaille der Stadt für Günter Endres

Die Stadt zeichnet Günter Endres mit der Verdienstmedaille aus. Endres, einer der Sprecher des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr, bekommt sie am Donnerstag, 31. Januar, 18.30 Uhr, im Pflugsaal  überreicht. Gewürdigt wird damit sein langjähriges Engagement für Migranten. Wie es der Zufall es so will, feiert er am gleichen Tag seinen 75. Geburtstag.

Günter Endres widme sich aus einer inneren Verpflichtung heraus der Integrationsarbeit, hat die Stadt vorab in einer kurzen Würdigung geschrieben. Er setze sich bis heute mit einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein für seine ausländischen Mitbürger und für ein friedliches Zusammenleben ein. Er unterstütze Menschen aus vielen verschiedenen Ländern und Kulturen, sich im öffentlichen und kulturellen Leben von Lahr zu beteiligen und leiste als Orientierungshilfe für geflüchtete Menschen eine herausragende Integrationsarbeit.


Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Das Engagement von Günter Endres wird jetzt von der Stadt mit einer Auszeichnung gewürdigt.


„Viele machen das Gleiche“

Bevor Günter Endres allerdings bereit ist, über diese Arbeit zu sprechen, will er in seiner Bescheidenheit erst einmal eines klarstellen: „Da gibt es viele andere in der Stadt, die das Gleiche machen“, betont er. Für all diese Menschen will er die Auszeichnung stellvertretend entgegen nehmen.

Wie kam es eigentlich zu seinem Engagement für Migranten? „Das hat angefangen mit meiner Arbeit als Lehrer in der Friedrichschule“, erzählt Günter Endres. Da sei er mit Schülern aus fremden Ländern, zunächst vor allem aus der Türkei, konfrontiert worden. Er habe  auch Schulfeste zusammen mit türkischen Eltern organisiert.

Günter Endres (Dritter von rechts) informiert sich im Januar 2016 zusammen mit anderen Mitgliedern des Freundeskreises über die Arbeit der Lahrer Tafel. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Zusammenleben in Lahr

Schließlich wurden die Agenda-Gruppen ins Leben gerufen, auch die Gruppe Zusammenleben in Lahr. „Die habe ich dann übernommen, das war Anfang der 90er Jahre“, erzählt Endres weiter. Die Mitglieder dieser Gruppe fanden sich später im Interkulturellen Beirat des Gemeinderats wieder.

Auch damals gab es eine Phase des Rassismus, erzählt der Lehrer im Ruhestand. „In der Zeit war ich in einer Gruppe zusammen mit Pfarrer Stober von der Christuskirche und vielen anderen Bürgern aus der Stadt. Wir haben eine Großveranstaltung organisiert mit Lichtermarsch und Kundgebung. Da waren 2000 Menschen auf dem Marktplatz“, erinnert sich Endres.

Günter Endres im Gespräch mit Cornelia Gampper (rechts) und Sophia Stappel beim Dankefest der Stadt im September 2017 – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Idee für ein Fest der Kulturen

Irgendwann tauchte die Idee eines Festes der Kulturen auf. Ganz am Anfang habe es dafür nicht sehr viel Unterstützung von der Stadt gegeben, so Endres. Das habe sich erst später radikal geändert. Da habe die Stadtverwaltung dann sogar die Organisation übernommen.

Weiter ging es in den 1990er Jahren damit, dass viele Russlanddeutsche nach Lahr gekommen sind, natürlich auch Schüler, um die sich Günter Endres in der Friedrichschule gekümmert hat. Darüber hinaus ist er Mitglied im Verein „ Bürger aktiv“ Lahr geworden, in dem sich überwiegend Russlanddeutsche engagierten.

Beim Fest an der Stadtmauer im Juli 2017 mit Bürgermeister Guido Schöneboom und Günter Evermann, damals noch Leiter des Amts für Soziales, Schule und Sport – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Der Herbst 2015

Ganz gleich, ob in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, in der SPD, wo Günter Endres Mitglied ist, oder sonst in der Stadt weiß jeder, dass man ihn ansprechen kann, wenn es um das Thema Neuankömmlinge geht. Im Herbst 2015 kamen ganz besonders viele von ihnen. Eines Tages hatte er davon gehört, dass Geflüchtete auch in der Ortenauhalle untergebracht werden und hat sich auf den Weg dorthin gemacht, um zu helfen.

In der Halle waren vier Familien und 140 junge Männer untergebracht worden, Bett an Bett, erinnert sich Günter Endres. Ein etwa 16-jähriges Mädchen aus einer syrischen Familie kam auf Günter Endres zu und bedeutete ihm auf Englisch, dass sie krank sei. Die Mutter bat ihn darum, mit der Tochter eine Apotheke aufzusuchen. Dort hieß es allerdings, die junge Frau müsse ein Arzt sehen. Daraufhin fuhr Endres zusammen mit dem Vater des Mädchens zu einem niedergelassenen Mediziner, der an diesem Freitagabend noch praktizierte und helfen konnte.

Günter Endres mit Hadil (rechts) und einer Sängerin der Flüchtlingsband The Worlderers beim Adventstreff 2018 auf dem Schlossplatz – Foto: Freundesreis Flüchtlinge Lahr

Freundschaft mit syrischer Familie

Weil die Situation für die Familien in der Ortenauhalle schwierig war, wurde die Familie Haje Fares  in die vorläufige Unterkunft in der Marie-Juchacz-Straße umgesiedelt. Später gelang es Günter Endres dann, für die Familie eine Wohnung im Kanadaring zu finden. Die beiden Mädchen, Hadil (heute 19) und Hadia (14) besuchen die Maria-Furtwängler- beziehungsweise die Friedrichschule, der Vater sucht Arbeit, die Mutter bemüht sich um Kontakte zu anderen Geflüchteten und zu Einheimischen.

Die Beziehung zu der syrischen Familie Haje Fares, die 2015 begann, besteht auch heute noch. Günter Endres hilft ihr, wo er kann und unterstützt auch eine junge Frau aus Afghanistan. Aber das ist eine andere Geschichte.

Plakate in Günter Endres‘ Arbeitszimmer erinnern an Aktionen in den 1990er Jahren. – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Helfen, weil es notwendig ist

„Ich helfe, weil ich irgendwann erkannt habe, dass es notwendig ist. Ich fühle mich auch persönlich wohl dabei, wenn ich helfen kann“, sagt Günter Endres zur Motivation seines Engagements. Und seine Frau Monika ergänzt: „Es kommt auch viel zurück.“ Einladungen zum syrischen Essen zum Beispiel.

Apropos Essen: Im Anschluss an die Ehrung im Pflugsaal geht es im kleinen Kreis zum Essen in ein Lahrer Restaurant. Mit dabei, ganz klar, auch Mitglieder der syrischen Familie Haje Fares.

Über die Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Lahr, unter anderem an Günter Endres, schreiben die Badische Zeitung und die Lahrer Zeitung.

Günter Endres‘ Dankesrede  nach der Verleihung der Bürgermedaille gibt es in vollem Wortlaut.

Im Heute-Journal vom 20. Februar 2019 zum Thema Integration in Lahr kommt auch Günter Endres vom Freundeskreis Flüchtlinge Lahr zu Wort.

Zum 75. Geburtstag von Günter Endres schreiben die Badische Zeitung, die Lahrer Zeitung und der Lahrer Anzeiger.


Eine kurze Biographie

Günter Endres – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Geboren wurde Günter Endres am 31. Januar 1944 in Würzburg, aufgewachsen ist er in Marktheidenfeld am Main. 1952 ging es mit den Eltern nach Mannheim. Dort besuchte Günter Endres das Gymnasium und machte 1963 das Abitur. In Heidelberg hat er vier Semester an der Pädagogischen Hochschule studiert. Seine erste Stelle als Hauptschullehrer bekam er 1965 in Furtwangen. Damals war er 21 Jahre alt. Nach acht Jahren im Hochschwarzwald ging es beruflich im Ried weiter: Zehn Jahre lang war er als Lehrer in Schwanau tätig, anschließend für 24 Jahre an der Friedrichschule in Lahr. Günter Endres hat einen Sohn, Gert, der 1970 geboren wurde. In zweiter Ehe lebt er zusammen mit seiner Frau Monika in Kippenheimweiler. Seit 1965 engagiert sich Günter Endres in der Lehrergewerkschaft GEW, er war 14 Jahre lang Vorsitzender des Lahrer Ortsverbands. 1966 trat er in die SPD ein, deren stellvertretender Vorsitzender er war. Seinen Sachverstand bringt Günter Endres im Ausschuss für Soziales, Schulen und Sport ein. Auch im Interkulturellen Beirat der Stadt Lahr ist er Mitglied.